Montag, 30. Juli 2007

Spaziergang


Die Antikstraße am Südtor
Nach dem Unterricht fahre ich in's Zentrum und laufe durch die Antikstraße am Südtor. Schon oft habe ich von weitem gesehen, daß hier irgendetwas Interessantes sein muß und nun schlendere ich vorbei an kleinen Kunst- und Kunsthandwerkgeschäften. Später laufe ich durch eine Straße mit vielen kleinen Läden für elektrische Artikel, Holz und andere Bauwaren. Ich bin auf der Suche nach einem Tempel, der auf dem Stadtplan eingezeichnet ist und finde ihn schnell. Die Wolong-Tempelanlage ist etwas abgelegen und außer mir scheint es keine Touristen zu geben - nur wenige Menschen, die hierhergekommen sind, um zu beten. Mönche gehen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach, langsam, bedächtig... Ich genieße die Ruhe, und nachdem ich mir die kleinen Tempelchen angeschaut habe, suche ich mir ein schattiges Plätzchen, hole Papier und Bleistift heraus und zeichne. Ab und zu schaut mir jemand über die Schulter; als ich gehe, möchte ein Mönch meine Zeichnungen sehen. Ich glaube, sie gefallen ihm, aber er sagt, ich soll sie noch mit Farben versehen, und lächelt.

Die Wolong-Tempelanlage
Ich gehe an der Mauer entlang zum Südtor, dort steige ich hinauf und gehe weiter in Richtung Westen, in Richtung nach Hause. Es ist ruhig, wie immer sind nur wenige Menschen unterwegs. Ich setze mich auf eine Bank und schreibe, genieße den freien Blick in alle Richtungen. Von weitem sehe ich eine größere Gruppe auf mich zukommen, bald sehe ich, daß es Afrikaner sind. Die Männer sind sehr elegant gekleidet; ihnen folgen einige Frauen mit wunderschönen Gewändern. Sie lächeln mir zu, sagen "Hallo". Einige fragen, ob ich Gedichte schreiben, andere, ob ich lerne; sie kommen aus dem Sudan. Ich würde sie zu gern fragen, ob ich Photos von ihnen machen kann - aber ich tue es nicht, bin doch kein Chinese ;o)

Aus einer anderen Welt
Die Gestalten entfernen sich weiter und weiter, kehren aber nach einigen Minuten wieder um. Bei mir angekommen, fragen sie, ob sie Photos machen können - und jetzt nutze auch ich die Gelegenheit:

Männer aus dem Sudan
Ich schlendere langsam nach Hause. Nachdem ich geduscht habe, ruft Jing an und wir verabreden uns am Südtor. Wir wollen auf der Mauer Fahrräder mieten. Leider ist es schon etwas spät und wir schaffen es nicht, einmal ganz herum zu fahren; wir müssen die Fahrräder rechtzeitig wieder abgeben. Es ist schon dunkel und die Atmosphäre magisch, manchmal fast unheimlich. Ich fühle mich frei, wir singen und lachen, wenn wir an einigen Stellen über Löcher holpern und an anderen aneinander vorbeirasen. Den Abschluß des Abends genießen wir in einem Restaurant nicht weit vom Südtor, wo wir unter anderem Jiaozi essen. Morgen werden meine drei Besucher zum Hua Shan fahren.

Mit dem Fahrrad durch die Nacht. Auf der Stadtmauer, mit Vivika.

Sonntag, 29. Juli 2007

Besuch


Zhang Kai, Jing und Vivika im Park vor der Großen Wildganspagode
Ich liege noch im Bett, als Jing mir am Sonntagmorgen schreibt, daß sie, ihr Bruder und Vivika in Xi'an angekommen sind. Ich bin absolut damit einverstanden, daß wir uns erst ein bißchen später im Hostel treffen und brauche nach dieser Nacht Zeit, um aus dem Bett zu kommen.

Mit dem Taxi fahre ich in Richtung Norden und unterhalte mich mit dem Fahrer. Das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen hier, und die meisten Fahrer sind sehr neugierig und gesprächig. Meistens beginnt es mit der Frage ihrerseits, woher ich denn komme, und dann entwickelt sich trotz meiner bescheidenen Chinesischkenntnisse irgendwie ein Gespräch - ich habe zwar das Gefühl, immer das gleiche zu sagen, aber das übt!

Der Taxifahrer ist sehr freundlich, lacht die ganze Zeit und erzählt viel über die Stadt, über die Sehenswürdigkeiten, an denen wir vorbeifahren. Am Südtor erklärt er mir, daß "ke lin ten" hier war, daß er ihn gesehen hat, und nach einer Weile kann ich diesen Namen als Clinton" entziffern. Später erfahre ich noch, wo der Fahrer sein Telefon gekauft hat und viele andere interessante Dinge.

Das Hostel ist nicht schwer zu finden, und als ich in den Hof gehe, kommt Jing mir schon entgegen. Wir gehen in den Garten, in dem einige Ausländer gerade Frühstück essen; Bäume und Musik verströmen eine angenehme, entspannte Atmosphäre. Nach einem Monat habe ich Appetit auf "Western Food" und bestelle mir Spiegelei, Brot und Kaffee. Nach einer Weile kommt Vivika, ich freue mich, sie zu sehen, es ist so vertraut. Zusammen fahren wir mit dem Bus zur Großen Wildganspagode. Es beginnt, etwas zu regnen - sofort sieht man unzählige Schirme, aber uns stört ein bißchen Abkühlung nicht. Nur schade, daß jetzt alles so grau aussieht.

Die Tempel vor der Pagode werden gerade restauriert, es riecht nach frischem Holz. Und hier gibt es viele Ausländer... Nachdem wir durch die Tempelanlagen gelaufen sind, steigen wir auf die Pagode; es ist etwas eng im Inneren, aber die Mühe lohnt sich - wir haben einen schönen Ausblick über die Stadt. Wir gehen zurück durch einen Park, in dem Granatäpfel wachsen; eigentlich wollen wir uns beeilen, um noch die Fontänenshow zu sehen, deren Musik wir schon hören können, aber hier und da bleiben wir stehen, um Photos zu machen. Draußen gibt es Souvenirstände und Vivika kauft die letzten Geschenke. Sie wird im August zurück in die USA fliegen. Die Show ist vorbei, als wir endlich am riesigen Springbrunnen ankommen, aber es wird noch eine um 18 Uhr geben. Also beschließen wir, uns erstmal zu stärken, gehen in ein kleines Restaurant und essen Jiao Zi.


Kinder, Wasser, Musik



Die Show ist beeindruckend, von Musik untermalt schießen Wasserstrahlen in Bögen oder gerade rhythmisch in die Luft, Kinder laufen darunter durch, alle scheinen so glücklich.

Wir fahren mit dem Bus zurück, ich zeige den anderen meine Wohnung und dann gehen wir zur Mauer. Leider läßt uns der Mann am Einlaß nicht hinein, es ist nach 18 Uhr und er sagt, wir sollen zum Südtor gehen. Nachdem wir ein paar Minuten auf der Mauer verbracht und die Atmosphäre genossen haben, gehen wir in Richtung muslimisches Viertel, spazieren durch die kleinen Straßen, die uns zur "muslimischen Straße" führen. Wir probieren viele der Köstlichkeiten und Vivika kauft ein paar Souvenirs. Ich hebe mir das für später auf. Ich begleite die drei noch bis zum Glockenturm und dann nehmen wir je ein Taxi in unsere Richtungen.


Jing, Vivika und ich vor der Großen Wildganspagode

Samstag, 28. Juli 2007

Friday night, ladies' night


Vor dem Glockenturm
Meine Studenten wollen mit mir in eine Bar gehen, wir treffen uns am Glockenturm. Die Bar erweist sich dann allerdings als fünfstöckige, extrem laut Disko (1+1), in der ich mich absolut nicht wohlfühle. Wir finden einen kleinen Tisch und eine Studentin sagt, daß wir jetzt 60 Yuan bezahlen sollen. Ich frage, wofür, ob es das Eintrittsgeld ist und sie sagt "Ja". Ich erkläre ihr, daß es mir hier zu laut und ungemütlich ist und ich unter einer Bar etwas anderes verstehe. Ich würde lieber ein Bierchen trinken und mit meinen Studenten erzählen...

Als wir gehen, tut es mir auch ein bißchen leid. Wir bleiben aber im Gebäude, ich folge den anderen in einen Garten mit kleinem Teich und einer gemütlichen Lounge mit großen, weichen Sesseln und gedämpfter (wenn auch schrecklicher) Musik. Na, das ist doch schon eher 'was für meine Altersklasse ;o)

Wir sollen nun 40 Yuan bezahlen und jetzt verstehe ich auch, warum. Dafür bekommen wir Bier, und hier in Xi'an ist es üblich, immer gleich eine ganze Ladung (12 oder 24) zu bestellen. Der Kellner bringt und öffnet alle Flaschen gleichzeitig - für mich macht es nicht viel Sinn, warmes, schales Bier (und dann auch noch Budweiser) zu trinken, aber ich sage nichts mehr und versuche, den Abend zu genießen. Es wird ganz lustig, wir spielen Würfelspiele, unterhalten uns und ab und zu gehen einige Studenten tanzen. Einmal machen wir einen Rundgang durch dieses monströse Gebäude, in dem es mehrere Tanzflächen, Bars, kleine Restaurants und ganz oben auch Karaokeräume gibt. Manchmal kann man über eine kleine Brücke gehen und auf die darunterliegende Etage blicken, das ist schon beeindruckend.

1+1
Zwischen zwei und drei Uhr verlassen wir die Disko. An den Straßenecken stehen nun Händler, die Essen verkaufen. Wir finden einen kleinen Tisch, einige bestellen "Chao bing", gebratene Nudeln und ich esse gegrilltes Gemüse und Fleisch. Hmm, das ist ein schöner Ausklang dieses Abends.


Imbiß- und Zigarettenstand in der Nacht

Freitag, 27. Juli 2007

Ein Abend in der muslimischen Straße


'Baozi', Lammfleischspieße, Fisch, Auberginen... - hmm...
Meine Studenten haben gefragt, ob wir wieder zusammen essen gehen, Birgit kommt auch mit und heute ist unser Ziel die muslimische Straße. Wir betreten ein hohes, buntes Gebäude und werden von den Kellnerinnen willkommengeheißen. Sie weisen uns den Weg in den dritten Stock. Beim Treppensteigen nimmt in jeder Etage der Lärm ab, obwohl es auch ganz oben noch sehr quirlig ist.

Wir nehmen an einem großen runden Tisch Platz und beginnen, zu bestellen. Die Spezialität in diesem Restaurant sind Baozi, die mit Suppe und Rind- oder Lammfleisch gefüllt sind. Neben vielen anderen leckeren Gerichten gibt es außerdem Pflaumensaft. Ich finde ihn zu süß, lasse mir aber gern erklären, daß er gut für meine Gesundheit ist ;o)

Nachdem wir das Restaurant verlassen haben, meinen die Studenten, daß wir doch jetzt noch die Spezialitäten der Straße probieren müssen! Ich bin so satt... Aber gegen etwas Süßes habe ich natürlich nichts einzuwenden und spendiere den leckeren Reiskuchen mit Honig, Pflaumen und Bohnenpaste, den ich schon einmal probiert hatte. Wir spazieren durch die Straße, eigentlich auf der Suche nach einem Khaki-Kuchen. Wir finden leider nicht den Stand, an dem er verkauft wird - dafür sehen wir viele andere leckere und interessante Sachen. Und entfernen uns immer weiter vom Touristenrummel, sind auf einmal mitten im muslimischen Treiben, ich fühle mich wie in einer anderen Welt.

Ein leichter Wind zieht auf, er wird stärker und wir müssen uns vor dem herumwirbelnden Sand schützen. Es riecht nach Regen, aber wir nehmen die Warnzeichen nicht ernst... Am Ende der Straße, durch die wir schon fast eine halbe Stunde gelaufen sind, erkenne ich die kleine Moschee, die ich bei meinem ersten Spaziergang durch dieses Viertel gesehen hatte. Nun habe ich wieder ein besseres Gefühl dafür, wo wir eigentlich sind. Nicht weit von der Weststraße, wir müssen nur nach links abbiegen und können von dort einen Bus nehmen, der die Han Guang Lu entlangfährt.

Es beginnt zu nieseln. Noch ist das angenehm, aber wir gehen schneller. An der großen Straße angekommen, beginnt innerhalb weniger Sekunden ein so starker Regen, der uns dazu bringt, nach einem Taxi zu schauen. Aber alle Taxis sind besetzt, wir laufen auf die andere Straßenseite, warten an der Ecke. Mittlerweile haben sich riesige Pfützen gebildet und meine Schuhe sind nach wenigen Minuten durchnäßt. Kein freies Taxi ist in Sicht, der Schirm schützt nicht mehr vor dem Regen, ich drehe mich nach den anderen um, die an einem Werbeschild zumindest Schutz vor dem peitschenden Wind finden konnten. Wir müssen lachen, alles ist egal, unsere Kleidung ist nur noch naß. Nach vielleicht zehn Minuten hält dann doch ein Taxi, wir lassen uns auf die Sitze fallen, schauen uns an und lachen wieder. Zu Hause werfe ich alle Sachen von mir und genieße das warme Wasser der Dusche.


Essen mit Birgit und den Studenten

Sonntag, 22. Juli 2007

10 Minuten im Park


Im Park
Heute ist es heiß, ich beschließe, in einen Park zu gehen. Als ich auf die Karte schaue, sehe ich, daß Bus Nr. 512 direkt dorthin fährt, in 20 Minuten bin ich da. Der Park ist so, wie ein chinesischer Park ist - bunt, laut, voller Leute. Ach, und - es gibt auch Bäume! Auf den ersten Blick scheint die Atmosphäre ganz nett, das Grün erfrischend. Aber nachdem ich die dreiundzwanzigste Bude mit bunten Sonnenschirmen, Eis und lustigen Souvenirs hinter mir gelassen habe und die Sonne einfach zu grell ist, mache ich mich auf den Weg zum Ausgang. Nicht länger als 10 Minuten war ich im Park.

Auf dem Rückweg schlendere ich durch ein Viertel mit alten Gebäuden, also hat sich der Ausflug doch gelohnt.


Gemüsestand

Samstag, 21. Juli 2007

Westlich des Glockenturms


Xidajie - die Weststraße
Es hat aufgehört zu regnen, die Luft ist angenehm kühl und ich mache mich auf den Weg in's Zentrum. Diesmal laufe ich vom Glockenturm aus in Richtung Westen. Die Xidajie (Weststraße) wirkt steril, langweilig. Strahlendneue, noch nicht bezogene Einkaufsmalls wechseln sich ab mit halbfertigen Gebäuden, hier gibt es kaum Menschen und überhaupt keine Atmosphäre. Ich drehe um und gehe in Richtung Trommelturm, biege in die muslimische Straße. Relativ schnell laufe ich an den vielen Souvenirständen, Teeläden und kleinen Restaurants vorbei. Ein reges Treiben, auch hier geht es um Kaufen und Verkaufen, es wimmelt von Menschen, vor allem Ausländern. Es riecht nach Barbecue und andere Düfte ziehen durch die Luft. Das einzige, was ich mir gönne, ist ein Reismehlkuchen mit Honig, Bohnenpaste und Pflaumensauce - sehr sehr süß, aber unheimlich lecker! Und die Verkäuferin ist so nett, freut sich, daß ich mit ihr Chinesisch spreche. Diese Straße gefällt mir und ich werde bestimmt noch oft hierherkommen.

Reiskuchen

Donnerstag, 19. Juli 2007

Regen, Regen, Regen ...


Und auch am Donnerstag regnet es... Der Gedanke an etwas Abkühlung nach der fast unerträglichen Hitze ist angenehm, aber der Regen drückt die warme Luft in die Zimmer. Es hört nicht auf zu regnen, ich bleibe zu Hause, da meine Schuhe durchnäßt sind. Erst am Freitag spürt man die kühle Luft, trotz der Nässe mache ich mich auf den Weg, gehe spazieren. Die Luft ist gut, aber so langsam ist dieser Dauerregen langweilig, alles ist grau in grau.

Am Abend gehe ich mit Julia und Sophie essen, danach treffen wir uns mit Aurora, Enrique und ein paar chinesischen Freunden. Sie wollen mit uns in den "Salsa"-Club gehen - der Name verspricht viel, die Enttäuschung ist groß. Schon wieder so eine Massendisko, von Salsa keine Spur. Nach nur ein paar Minuten verabschieden wir uns von dem Lärm und gehen in eine Bar in der Barstreet. Dort ist es sehr gemütlich, wir trinken Bier, albern herum und haben einen schönen Abend.

Ein Nachmittag und Abend mit Studenten


Heute Nachmittag gehe ich mit meinen Studenten einkaufen - ich brauche dringend ganz normale Sandalen für den Alltag und finde sie nach längerem Suchen unter all den Schuhen in den Größen 35 bis 37 dann auch. Und ich kaufe mir einen Schirm - unerläßlich bei diesem Wetter - vor allem, wenn man keine Regenkleidung mitgebracht hat ;o) Der "Markt" besteht aus vielen kleinen Geschäften, in denen man Kleidung, Schuhe, Schmuck und viele kleine unnütze Dinge kaufen kann. Viele Menschen sind hier unterwegs, es scheint das chinesische Einkaufsparadies zu sein - oder zumindest eines von den vielen.

Nach unserer kleinen Einkaufstour gehen wir in ein Restaurant - schon im Unterricht waren die Mädchen ganz aufgeregt und haben beraten, wohin. Schließlich sitzen wir in einem traditionellen, sehr großen Restaurant mit vielen Gästen und sehr schön gekleideten Kellnerinnen und Kellnern. Es gibt Hühnersuppe (mit Krallen!), süßes Tofu, scharfes Rindfleisch, süß-saures, gebackenes Schweinefleisch, Fisch, Mais und eine Kürbis-Tofusuppe - von allem etwas, hmmm... Es ist ein schöner und lustiger Abend, wir spielen "Was ist das?" - ein "Spiel", bei dem man ganz schnell deutsche Wörter sagen und auf die entsprechenden Dinge zeigen muß. Auf dem Weg nach Hause brauche ich meinen neuen Regenschirm.

Abendessen mit Su Ling Zhe, Wang Yi Jie, Kong Ru Xue, Dou Wen Fan und Tian Yan

Mittwoch, 18. Juli 2007

Zwei "lange" Tage


Da Julia krank ist, übernehme ich am Montag und Dienstag ihren Nachmittagsunterricht - das heißt, wir tauschen und ich muß dann also am Donnerstag und Freitag nicht nachmittags arbeiten. Wir haben eine neue Schülerin in der Gruppe. Zoe ist 14 und lebt seit zwei Jahren mit ihrem Vater in Hamburg. In den Sommerferien ist sie nach Xi'an gekommen, um ihre Mutter zu besuchen - und, um ihr Deutsch zu verbessern ;o). Sie spricht fließend, hat aber einige Probleme mit der Grammatik. Sie paßt mit ihrer quirligen Art gut in die Gruppe.

Am Dienstag bekomme ich mein Geld für die erste Woche - bis jetzt habe ich zehn Tage lang von dreißig Euro gelebt, einschließlich Restaurantbesuchen. Unglaublich! Nach diesen beiden arbeitsreichen Tagen gönne ich mir also ein paar gute und leckere Sachen, z.B. diese Kekse: (die Enttäuschung hält sich in Grenzen ;o)


Montag, 16. Juli 2007

Ruhiges Wochenende

Oh, diese Halsschmerzen... Ich will nicht jammern, viel eher warnen - vor Klimaanlagen, die ich schon immer ungern benutzt habe, aber bei dieser Hitze doch ein Mal einfach brauchte. Manchmal ist es hier so unvorstellbar heiß...

Den Freitagvormittag habe ich einigermaßen überstanden, am Nachmittag habe ich dann aber eher Schluß gemacht und bin nach Hause gegangen. Auf dem Weg habe ich mir ein paar schöne Sachen zum Essen gekauft und es mir dann zu Hause richtig gemütlich gemacht. Mit leckerem Eis habe ich meinen Hals gekühlt - mir wohl aber leider auch die ersten Magenprobleme eingehandelt. Nach einer (temperaturbedingt ;o) heißen Nacht, in der ich mehr gegen Mücken gekämpft als geschlafen habe, wache ich am Samstagmorgen auf und beschließe, den Tag nicht komplett zu Hause zu verbringen sondern mir etwas Sehenswertes in der Umgebung zu suchen.

Nicht weit entfernt, sehe ich auf dem Stadtplan, ist die kleine Wildganspagode - ich mache einen kleinen Spaziergang dorthin und freue mich, als ich um sie herum einen ruhigen Park finde. Nach einer kurzen Runde gehe ich wieder zurück und weiß, daß ich wieder hierherkommen werde, um mir alles genauer anzuschauen. Auf dem Nachhauseweg kaufe ich Blumen und Baozi (gefüllte Teigtaschen) und, angekommen, mache ich es mir wieder gemütlich.


Die kleine Wildganspagode
Am Sonntag wache ich ohne Halsschmerzen auf, und auch die befürchtete, sich ankündigende Erkältung hat sich nicht eingestellt. Ich bin so froh - in den letzten beiden Tagen habe ich mich wirklich nicht gut gefühlt, um so besser dafür jetzt. Mein Plan ist, eine kleine buddhistische Tempelanlage an der nordwestlichen Ecke der Stadtmauer zu besuchen. Der Taxifahrer versteht mich, kennt sie aber nicht und ruft einen Kollegen an. Am Telefon wiederholt er das, was ich ihm schon versucht hatte, zu erklären - auf in den Nordwesten!

Die Guang-Ren-Si-Tempelanlage
Wir erreichen eine Baustelle, glücklicherweise befindet sich diese nur auf einer Seite der Anlage. Ich gehe hinein, bin fast allein und kann so die Stille genießen. Und die bunt gestalteten Innenräume der Tempel, goldene Buddhafiguren, den Duft der Räucherstäbchen und die vielen Details, die man bemerkt, wenn man in Zeit und Ruhe beobachtet.


Rundum glücklich
Zurück gehe ich zu Fuß. Auf einmal merke ich an der Kleidung der Leute - vor allem den Kopfbedeckungen der Frauen und Männer - und den arabischen Schriftzeichen über den Geschäften, daß ich im muslimischen Viertel bin. Wie spannend es ist, auch hier dem Treiben der Händler, Restaurantbesitzer und Kinder zuzuschauen. Hier habe ich das Gefühl, nicht angestarrt zu werden - nur manchmal wird mir mitten in Gesprächen zugenickt, wie einer alten Bekannten. Frauen und Männer stehen vor ihren kleinen Restaurants und bereiten das Essen zu. Ab und zu wirft ein Mann einen liebevollen Blick auf seine kleinen Singvögel, die auf den Bürgersteigen in sich aneinanderreihenden Käfigen zwitschern. Es dampft aus Töpfen und die Luft ist erfüllt vom Duft des vor sich hin brutzelnden Fleisches. Frauen bleiben stehen und halten ein Schwätzchen, einige sitzen auf der Straße. Kinder spielen oder helfen ihren Eltern, hier wird verkauft, gekauft, geschrieen, gelacht und gegessen. Bei all diesem Getümmel erfüllt mich eine innere Ruhe.

Voller Erlebnisse, die mich mit Zufriedenheit erfüllen, komme ich zu Hause an. Den Nachmittag verbringe ich damit, den Unterricht für die gesamte kommende Woche vorzubereiten - das dauert ein paar Stunden, wird sich aber auszahlen.

Vögel singen auf der Straße

Donnerstag, 12. Juli 2007

Donnerstag


Heute habe ich am Nachmittag zum ersten Mal meine zweite Gruppe, die ich mir mit Julia teile. Im Unterricht am Vormittag sitzen mittlerweile fünf Studentinnen; sie sind dabei, sich anzufreunden und auch ich mag sie immer mehr. Um 14 Uhr habe ich nur zwei Studenten, die schon gut Deutsch sprechen. Wir reden viel, auch sie sind mir sehr sympathisch.

Auf dem Weg nach Hause beschließe ich, an diesem Abend das Essen aus einem der Restaurants in unserer Straße zu probieren. Lily hat keinen Hunger und ich gehe allein, gleich in das erste, recht große Lokal um die Ecke. Die Kellner sind nicht besonders freundlich, wahrscheinlich haben sie Streß. Ich bestelle Auberginen, natürlich, und 'yi xiang rou si'.

Beides ist, wie sich später herausstellt, scharf und ich denke, daß das ganz gut ist gegen die leichten Halsschmerzen, die sich im Laufe des Abends eingeschlichen hatten. An einem der letzten Tage war es so heiß gewesen, daß ich zum ersten Mal die Klimaanlage zu Hause angestellt habe - und mich direkt davor gesetzt habe, um die kühle Luft zu genießen.

Nach dem Essen haben sich die Schmerzen verstärkt - ihretwegen und aufgrund der Hitze kann ich nicht besonders gut schlafen.

Mittwoch, 11. Juli 2007

Mittwoch


Barbecue und Bier

Heute möchte ich wieder auf die Mauer, gehe aber nach dem Überqueren der Straße nach links. Nur ein paar Minuten dauert es, bis ich an der südöstlichen Ecke bin. Aber der Aufgang dort ist geschlossen, und so laufe ich weiter in Richtung Norden. Es gibt nicht viel Interessantes zu sehen; als ich am Westtor ankomme, gehe ich auf der Weststraße in's Zentrum der Stadt. Hier stehen moderne Gebäude, sie wirken steril und trostlos und sobald sich die Möglichkeit bietet, verschwinde ich im Getümmel einer Seitenstraße. Ich beobachte das Treiben und werde beobachtet, fühle mich aber auch ein bißchen wie ein Teil dieses Lebens hier.

Ich betrete ein kleines Restaurant, an dessen Eingang ein Grill steht und bestelle Lammfleischspieße. Der Mann, der sie brät, lacht und freut sich darüber, daß ich mit ihm Chinesisch spreche; auch alle anderen Mitarbeiter sind ganz aufgeregt, als ich an einem der kleinen Tisch Platz nehme. Und endlich wieder, nach einem Jahr, dieses leckere "Barbecue" esse...

Gesättigt verlasse ich das Restaurant, schlendere zurück zur Stadtmauer und es dauert nicht lange, bis ich zu Hause bin. Ich bereite den Unterricht für den nächsten Tag vor und gehe glücklich und voller Eindrücke in's Bett.

Beim Ueberqueren einer Straße

Auf der Mauer


Flüßchen entlang der Stadtmauer

Heute habe ich endlich Zeit und mache mich nach dem Unterricht auf den Weg zur Stadtmauer. Ich wohne nur fünf Minuten Fußweg entfernt und kann sie schon sehen, wenn ich aus dem Tor nach rechts gehe. Nachdem ich an kleinen Geschäften und Restaurants vorbeigegangen bin, überquere ich zuerst die Straße, dann eine Brücke und schlendere durch einen parkähnlichen Streifen, der sich direkt an die erhabene Stadtmauer schmiegt. Hier gehen viele Leute spazieren, alte und junge, mit Kindern oder Hunden. Ich muß durch ein kleineres Tor, um innen einen Aufgang zu finden. Steil geht es hinauf, und schon stehe ich auf dieser riesigen, majestätischen Wand aus Millionen von Steinen.

Dämmerung über der Stadtmauer

Ich frage mich, ob ich es schaffe, an diesem späten Nachmittag ein Mal rundherum zu laufen. Während ich langsam in Richtung Westen gehe, genieße ich die Ruhe - hier gibt es kaum Menschen und ich fühle mich, als flöge ich über die Stadt, denke nach, atme tief durch... Noch habe ich überhaupt keine Ahnung von den Ausmaßen dieses Baus - später weiß ich, daß die Länge insgesamt 14 Kilometer beträgt. Daß ich die an diesem Abend nicht bewältigen kann, ist mir noch nicht ganz klar, als ich nach ungefähr zwanzig Minuten das Südtor erreiche, aber als sich dann die Dämmerung über die Stadt legt und ich nach einer Stunde an der südwestlichen Ecke angekommen bin, gebe ich auf. Es ist spät, ich bin fast allein und gehe lieber zurück. Genug Zeit wird mir für dieses Vorhaben bleiben.

Blick in die Weite. Auf der Stadtmauer

Montag, 9. Juli 2007

Unterricht


Xi'an International Language School - das Sekretariat
Heute habe ich meinen ersten Unterricht - Schüler auf dem A2-Niveau. Als ich um neun Uhr den Raum betrete, sitzen dort nur drei Mädchen. Sie verstehen nicht, was ich sie frage und ich merke, daß sie erstmal eine Weile brauchen, um aufzutauen. Nach einer Vorstellungsrunde geht es schon besser, aber sie sind immer noch sehr zurückhaltend. Und ich bin voll in meinem Element ;o)

Wir haben bis 13.15 Uhr Unterricht, dann ist Mittagspause und alle Kollegen essen gemeinsam. Das sind Julia, Sophie und ich sowie Aurora und Enric aus Spanien und Birgit aus Deutschland. Birgit ist schon seit fast einem Jahr an der Schule und fliegt (auch) im September wieder zurück nach Deutschland, die anderen sind seit zwei bis drei Monaten hier. Ich genieße die entspannte Atmosphäre.

Genauso gemütlich ist es am Abend, als wir in einem koreanischen Restaurant sitzen. Sophie und Julia hatten die Idee, sie waren schon hier und wissen, was für Köstlichkeiten sie bestellen. Es gibt Sushi-artige Röllchen, die in Essig mit Wasabi getaucht werden, Fleischspieße und Reisbällchen sowie eingelegtes Gemüse.

Koreanische Reisröllchen

So richtig schön wird es allerdings erst, als wir eigentlich schon mit dem Essen fertig sind und noch am Tisch sitzen und erzählen. Plötzlich geht das Licht aus und die Kellnerinnen bringen uns wegen des Stromausfalls Kerzen. Diesen Moment werde ich nicht vergessen...

Lily und Sophie bei Kerzenschein

Das erste Wochenende


You Dian Bei Xiang - hier wohne ich


Da ich früh in's Bett gegangen bin, fällt es mir an diesem Samstagmorgen nicht allzu schwer, gegen acht Uhr aufzustehen. Ich begleite Lily zum Flughafen, wo wir Herrn Orthmann, einen 70 jährigen Deutschen, abholen. Es ist, trotz der vielen ankommenden ausländischen Touristen, nicht schwierig, ihn zu erkennen. Er reist allein, und die uns bekannten "Merkmale" - graue Haare und Brille - sind hier in China durchaus hilfreich. Ich bin beeindruckt - er lernt seit zwei Jahren Chinesisch und ist zum ersten Mal hier. Als Archäologe war er aber schon viel im Nahen Osten unterwegs, vergleicht auf der Fahrt zurück in die Stadt das, was er sieht, mit Beirut. Und erspäht sofort die lieblos in der Landschaft verteilten und vernachlässigten Grabhügel, die wohl jedem anderen verborgen bleiben und die auch ich bis jetzt nicht wahrgenommen hatte.

Wir kommen in der Schule an, es gibt Mittagessen. Hier wird gekocht - und zwar sehr gut, wie ich finde. Also werde ich wohl hier in der Woche meine Mittagspausen verbringen. Nun komme auch endlich dazu, ausführlich zu schreiben, surfe ein bißchen im Internet und lese Zeitung.


Mein Zimmer

Auf dem Weg zurück kaufen wir noch ein paar Dinge ein und zu Hause packe ich endlich meine restlichen Sachen aus. Dann fahre ich mit Lily in die Stadt. Wir nehmen den Bus und steigen am Nan Men - dem Südtor der Stadtmauer - aus, die Fahrt bis dahin hat nur ungefähr zwanzig Minuten gedauert. Lily zeigt mir ihr Lieblingsrestaurant, das schräg gegenüber einer Jugendherberge liegt, wir bekommen eine Nummer und müssen warten, sehen einige Ausländer umherschlendern und können dann schneller als erwartet an einem kleinen Tisch in diesem kleinen, chaotischen Lokal Platz nehmen. Lily bestellt gebackenes Schweinefleisch in süß-saurer Sauce, scharfen Fisch und in kleine Würfel geschnittene, mit Sesam panierte und gebackene Auberginen. Hmmm, qie zi - endlich wieder Auberginen! Aber auch die anderen Gerichte schmecken sehr gut und wir trinken dazu Bier, das hier in Xi'an den Namen "Hans" trägt. Satt und müde fahren wir nach Hause und um zehn falle ich förmlich in's Bett...

Hans-Bier

Am Sonntag bin ich nicht so diszipliniert und schlafe an diesem Morgen aus, bis um zehn, stehe erst eine halbe Stunde später auf, das tut gut. Etwas später kommt Lilys Mutter, sie und Lily wollen Mittag essen gehen und fragen mich, ob ich mitkommen möchte. Mein "Nein" sorgt für Verwirrung - es ist doch Mittagszeit, jetzt muß man doch essen! Wenn ich das nicht schon kennen würde... Geduldig wiederhole ich meine Absage, als Lily mich erneut besorgt fragt. Mir ist einfach nicht nach viel und warmem Essen zumute, ich bin noch in Frühstücksstimmung. Also frage ich, ob Lily mir Äpfel mitbringt, was sie mit Freude tut.


Nachdem ich richtig aufgestanden bin, putze ich das Bad, was wirklich nötig ist. Ein genauerer Blick in die Küche, vor allem in den Kühlschrank, stoppt mein Vorhaben an dieser Stelle, da es einfach keinen Sinn hat, hier überhaupt anzufangen. Alles ist ölig verklebt und da ich wohl sowieso immer auswärts essen werde, beschließe ich, für die zwei Monate auf einen Kühlschrank zu verzichten. Es ist Sommer, ja - aber irgendwie wird das funktionieren...

Am Nachmittag gehen wir in die Schule, ich treffe Julia und lerne auch die Französischlehrerin Sophie, ihre Mitbewohnerin kennen. Wir fahren zusammen zu Carrefour und obwohl ich diesen Einkaufstempel umgehen wollte, bin ich froh, dort doch ein paar nützliche Dinge zu finden - und ein bißchen Zeit mit den beiden verbringen zu können, ist es auch nur beim "Shopping".

Am Abend treffen wir Martin, der an der Schule Chinesisch gelernt hat und in ein paar Tagen nach Singapur fliegen wird. Wir sind am Südtor verabredet und ich habe absolut nichts dagegen, daß Lily Sophie, Julia und Martin vorschlägt, in das gleiche Restaurant wie am Abend zuvor zu gehen. Wieder ist es köstlich und wir verbringen einen schönen Abend zusammen, der mit einem Bummel durch die "Bar Street" endet. Hier reiht sich eine Bar an die nächste und als Ausländer wird man mit 'Hellos' und 'Welcomes' überhäuft - ich finde das eher amüsant als belästigend und lächle freundlich zurück.


Nächtliche Reflektionen in der Barstraße

Samstag, 7. Juli 2007

Reisen, ankommen ...

Jing und Yang Ying Jie auf dem Pekinger Flughafen

Am Morgen des 5. Juli mache ich mich also auf den Weg in's bekannte Unbekannte und starte meine eintägige Reise in Richtung China mit der Hoffnung, nicht schon an Anfangsschwierigkeiten zu scheitern. Denn "die Bahn" streikt - bzw. kam es in den letzten Tagen im gesamten Deutschland zu Verspätungen und Zugausfällen. Aber glücklicherweise sind für heute, Donnerstag, Verhandlungen angesetzt. Ich komme unbeschwert an mein erstes Ziel Berlin und kann von dort aus mit dem ICE weiter nach Frankfurt fahren. Und komme pünktlich am Flughafen an. Was für ein Flughafen...! Wo mich einerseits die Größe fast erschlägt, faszinieren mich gleichzeitig das Gewimmel und Sprachenwirrwarr. Alle drei Minuten werden Flüge in die ganze Welt ausgerufen - in der jeweiligen Landessprache; es gibt nicht nur eine Anzeigetafel für die Abflüge, sondern gleich vier. Es ist ungefähr 16 Uhr und mein Flug, der in vier Stunden geht, ist noch nicht einmal angezeigt. Aber die Zeit vergeht schnell, das Einchecken verläuft positiv. Auf nach China - mit 18,5 Kilo im Rucksack, kleinem Handgepäck und der üblichen Aufregung.


Der Flug nach Peking ist entspannt; im Flugzeug sitzen hauptsächlich Chinesen und nur ein paar wenige Ausländer. Schon als ich beim Boarding von so vielen Asiaten umgeben war, hatte mich ein vertrautes Gefühl ergriffen, auf einmal war China wieder so nah... Als wir landen, steigt die Vorfreude, denn ich weiß, daß mich auf dem Flughafen Jing und Yang Ying Jie erwarten. Wie schön, von Freunden in China empfangen zu werden! Ich habe sie ein Jahr lang nicht gesehen, aber in diesem Moment kommt mir vor, als wäre die Zeit stehengeblieben oder zumindest nur ein paar Wochen vergangen. Wir haben leider nicht mehr als zwei Stunden bis zum nächsten Einchecken, aber ich werde die beiden später noch sehen.


Nach weiteren anderthalb Stunden Flug erreiche ich dann endlich Xi'an, das Ziel meiner Reise und werde am Flughafen von einer chinesischen Studentin und Julia, einer meiner zukünftigen Kolleginnen, abgeholt. Schon auf der Fahrt in die Innenstadt unterhalten wir uns sehr gut und werden das vielleicht bald sogar auf Norwegisch tun - Julia war zwei Jahre in Norwegen, einmal als au pair und dann als Sprachassistentin. Was ich auf dem Weg sehe, wirkt vertraut. Immer mehr verdichten sich Häuser- und Menschenmengen, zahlreicher werden die Fahrradfahrer und lauter die Geräusche der Hintergrundkulisse. Die Stadt macht einen eher einfachen, nicht sehr fortschrittlichen Eindruck, scheint noch ein bißchen grauer und staubiger als die chinesischen Städte, die ich bis jetzt gesehen habe.

Nach ungefähr vierzig Minuten, kurz nach dem Passieren eines Stückes der Stadtmauer, kommen wir an. Beim Aussteigen nehme ich die Luft, die mir schon beim Verlassen des Flugzeugs feuchtwarm entgegengekommen war, als überraschend angenehm wahr. Vor einem Wohnblock erwartet uns Lily (Li Qian), meine chinesische Mitbewohnerin. Was für eine schöne Überraschung! Ich wohne mit einer Chinesin zusammen, und das in einer richtigen chinesischen Wohnung. Kein Luxus wie beim letzten Mal... Alles, was man braucht bzw. nur das ist vorhanden und vermittelt eine entspannte Gemütlichkeit. Allerdings werde ich in Sachen Sauberkeit doch noch ein wenig nachhelfen müssen ;o)

Nach einem kurzen Aufenthalt von ungefähr drei Minuten (!) in der Wohnung gehen wir dann zur Schule, die circa eine halbe Stunde entfernt ist. Und auf dem Weg stelle ich fest, daß auch hier gestarrt wird, daß man auch hier weit und breit der einzige Ausländer ist. Die hohe Konzentration an Touristen scheint sich auf den Bereich innerhalb der Stadtmauer zu beschränken, den ich noch nicht gesehen habe.

Auch in der Schule gibt es einen freundlichen Empfang, u.a. durch unzählige Mücken. Nach einem kleinen Rundgang gehen wir - der Schulleiter Su Peng, meine Mitbewohnerin, Julia und noch ein Deutscher und Franzose - zusammen essen. Das Essen... Hmm! Ich habe einen schönen ersten Abend. Die Müdigkeit der Reise war schon seit einer ganzen Weile verflogen.

Auf dem Rückweg kaufen Lily und ich noch ein paar Dinge wie Brot und Mandelsaft (hmm...) sowie Seife und Shampoo und ich bin froh, als ich "zu Hause" endlich duschen kann... Für heißes Wasser benutzen wir Gas, im Flur steht eine große Flasche, die in mir Erinnerungen aber auch etwas Skepsis hervorruft. Aber so haben wir heißes Wasser, das ist in China nicht unbedingt selbstverständlich. Wann immer wir etwas brauchen, drehen wir einfach den Hahn auf!


Nach dem Auspacken, so kurz nach Mitternacht, kommt die Erschöpfung dann doch über mich und ich habe glücklicherweise keine Schwierigkeiten, einzuschlafen...

Mit meiner Mitbewohnerin Lily