Donnerstag, 30. August 2007

Essen mit Julia und Studenten



Mit Yan Pei, Zhang Bo Xin und Julia


Julia und ich wollen mit unseren Studenten essen gehen. Meine haben ein Restaurant 'rausgesucht - leider kommen dann nur zwei von ihnen. Aber Julias und meine beiden gemeinsamen Schüler sind da und das ist schön, da wir noch nichts zusammen unternommen haben. An diesem Abend essen wir vor allem scharfe Gerichte und verabschieden uns von Yan Pei, die noch ein Jahr in Xi'an Architektur studieren und dann nach Deutschland gehen wird und von Zhang Bo Xin, der ebenfalls plant, in Deutschland zu studieren und daher an der berühmten Tong-Ji-Universität in Shanghai weiter Deutsch lernt. Viel Erfolg den beiden...

Kong Ru Xue und Maria

Dienstag, 28. August 2007

Trommelturm und Große Moschee


Show auf dem Trommelturm


Heute ist der Trommelturm an der Reihe, und in der Großen Moschee war ich auch noch nicht. Also begebe ich mich zur Muslimischen Straße, die am Trommelturm beginnt und erlebe gerade noch eine der täglichen Shows.

Ich gehe wieder hinunter und laufe durch die Muslimische Straße. Ein letztes Mal? Ich möchte heute endlich die Moschee sehen und werde von den Einlassern freundlich begrüßt. Meine Karte löst oft Überraschung aus und ich werde nicht wie eine Touristin behandelt - obwohl ich doch gerade in diesem Moment eine bin.

In der Anlage, die absolut nichts von dem hat, was man sich unter einer Moschee vorstellt, wimmelt es von deutschen Touristen. Sie sind auf dem Weg nach draußen und als auch der letzte an mir vorbeigegangen ist, kehrt Ruhe ein. Ein älterer Mann mit einer Schüssel Nudeln läuft an mir vorbei und ich frage ihn einfach, ob es schmeckt - "Hao chi ma?" Und so kommen wir in's Gespräch. Er fragt mich, woher ich komme, was ich in Xi'an mache - all die Fragen, die ich verstehen und beantworten kann, die mir schon so oft gestellt wurden. Nie geht es wirklich darüber hinaus und doch sind es gerade diese wenigen Brocken Chinesisch, die mich den Menschen näherbringen. Und egal, wie wenig ich sagen kann - ich bin in diesem Moment ein bißchen stolz darauf, daß es überhaupt zu solchen Gesprächen kommt...

Angekommen am Hauptgebäude, der eigentlichen Moschee, stehe ich allein auf dem Vorplatz; darf nicht hineingehen und sehe doch hunderte Gebetstücher, wie mystisch mir dieser Ort erscheint...

Es gibt keine Religion in China?

Die Große Moschee

Montag, 27. August 2007

Der Glockenturm bei Nacht


Blick vom Glockenturm in Richtung Süden


Mir bleibt noch eine Woche in Xi'an. Wie schnell doch die Zeit verflogen ist! In den letzten Tagen möchte ich noch einiges sehen - vor allem will ich die bekanntesten Sehenswürdigkeiten, die ich schon oft aus der Ferne oder Nähe, aber immer nur von außen betrachtet habe, besuchen.

Nach dem Unterricht fahre ich in die Innenstadt und gehe zur Post, kaufe Briefmarken und ein Päckchen, in dem ich einige Dinge nach Hause schicken werde. Bei einem Kaffee schreibe ich meine Karten und nachdem ich sie eingesteckt habe, gehe ich zum Glockenturm. Ich erreiche ihn durch die Unterführung, mit meiner Karte komme ich umsonst hinein. Oben bietet mir ein freundlicher Mann an, doch mein Päckchen abzustellen (mit dem ich ja nun schon den gesamten Nachmittag umhergelaufen war) und ich nehme das dankend an.

Der Blick über die vier Straßen und ihre beleuchteten Gebäude ist überwältigend. Um mich herum braust der Verkehr und es sieht aus, als würden die Lichter der Autos und Busse blinkende Ketten bilden. Auch der Glockenturm selbst ist in helles Licht getaucht - viele kleine Lämpchen leuchten mich an, nachdem ich wieder hinuntergegangen bin und mir das Bauwerk von außen anschaue. Nun stehe ich mittendrin - genau zwischen Nord-, Ost-, Süd- und Weststraße!

Der Glockenturm aus nächster Nähe

Sonntag, 26. August 2007

Feuertopf


Ein Photo mit uns


Heute zeigt uns Yun Xiu das beste bzw. bekannteste Feuertopf-Restaurant in Xi'an: 'Hai Di Lao'. Schon vor dem Lokal sitzen unglaublich viele Leute - es heißt, wir müssen ungefähr eine Stunde warten, bevor wir einen Tisch bekommen. Eine Stunde! In dieser Zeit bekommt man bunte Krabbenchips und Tee serviert und da Yun Xiu die Frau am Einlaß kennt - wie sich plötzlich herausstellt - dürfen wir in der Eingangshalle warten. Was auch noch mal ewig dauert - aber hier werden außerdem noch kleine Spiele verteilt, man kann sich sogar einer Maniküre unterziehen...

Die Zutaten...


Endlich ist es soweit. Wir werden in die erste Etage geführt, bis an's Ende eines Gangs und nehmen in einem kleinen Raum Platz. Hier steht nur ein Tisch, und nach einer Weile wird der Topf gebracht, in die Mitte des Tisches gesetzt und geheizt. Gewürze kommen hinzu und auf vielen Tellern die von uns schon beim Warten ausgesuchten Zutaten: Kartoffelscheiben, Lammfleisch, Fischbällchen, Bambus, Tintenfisch, Tofu, Salatblätter und Spinat... Wie immer ist eine Hälfte der Suppe im Topf, in welchem die Zutaten zum Kochen gegeben werden, scharf und die andere nicht.

Es schmeckt gut, die Kellner sind unglaublich - noch nie habe ich so einen Service erlebt. Nirgendwo.

... und der Feuertopf

Shopping, Tempel, Shopping


Lotus


An diesem Samstag will ich einige Mitbringsel kaufen, aber auch den Tag nicht mit reinem Einkaufen verschwenden. Also wird es eine Kombination aus beidem... Ich fahre in die Chang 'an Lu, eine der Einkaufsstraßen und schlendere über die Märkte dort. Als ich auf die Hauptstraße zurückkehre, bin ich schockiert. Kinder, denen man die Armut und Herkunft aus dem Westen Chinas sofort ansieht, zeigen Zirkusstücke. Wer einmal etwas vom berühmten Chinesischen Zirkus gehört oder gar gesehen hat, weiß, was die Artisten dort aufführen. Es ist grausam, macht mich so traurig. Aber was kann man tun? Einige Leute bleiben stehen und starren.

Gleich in der nächsten Seitenstraße befindet sich die Da-Xing-Shan-Tempelanlage, die ich mir anschauen möchte. Ich erwarte eine riesige Anlage mit vielen Touristen, aber da gerade Mittagszeit ist, betrete ich einen ruhigen Park - riesig, aber mit nur wenigen Menschen. Ich genieße die Stille, bewundere die liebevoll gestalteten Tempel und bin manchmal völlig allein. Immer wieder begegnen mir Lotusblüten, die heiligen Pflanzen - Symbole in Stein und Wachs oder als Gewächse in Teichen.

Da Xing Shan


Als ich schon auf dem Rückweg bin, treffe ich ein kleines Mädchen. Nachdem ich es angelächelt habe, läuft es mir hinterher, möchte, daß ich mit seiner Katze spiele. Die Katze ist noch ganz klein und beide wirken, in's Spiel vertieft, sehr glücklich.

Nach dem Verlassen der Tempelanlage setze ich meine Einkäufe fort, treffe in einem Geschäft für tibetischen Schmuck tatsächlich eine Studentin von Birgit (!) und fahre schließlich nach Hause.

Verspielt

Freitag, 24. August 2007

Vier Abende, Bier und Musik


In der Bar


In dieser Woche sind wir abends viel unterwegs - fast an jedem Abend treffen wir uns und gehen in irgendeine Kneipe. Am Montag sitze ich mit Sophie, Julia und Timo in "unserer" Bar in der Barstreet, am Dienstag gehe ich mit Sophie in die Jazzbar und am Mittwoch ist dann wieder die Barstreet dran - nachdem wir zuerst im internationalen Supermarkt gewesen sind und danach Jiao Zi gegessen hatten. Sophies Freund Yao ist dabei und wir albern herum, haben viel Spaß, tanzen.

Wir essen Jiao Zi


Am Donnerstag sind Timo und ich mit Yun Xiu verabredet. Sie führt uns durch das historische Museum und wie im Flug vergehen drei Stunden. Jedes einzelne Ausstellungsstück - vor allem Ausgrabungsgegenstände, viele Grabbeigaben - ist so interessant und wir lernen so Einiges über die chinesische Geschichte.

Im Museum für Geschichte
Anschließend treffen wir meine Studenten und essen zusammen; und ich kann sie überreden, danach mit in die Jazzbar zu kommen. Ich denke, es gefällt ihnen, es ist etwas Anderes - aber sie sind nicht wirklich begeistert. "Du magst ruhige Musik, hmm?"

Ist Jazz ruhig...?

Gespräche in der Jazzbar

Sonntag, 19. August 2007

Ein Abend mit Nordamerikanern


Abendessen mit Nordamerikanern


Für heute Abend habe ich mich mit Brooke, die morgen weiterfahren wird, zum Essen verabredet. Julia ist dabei und Brooke bringt noch einen Kanadier mit, den sie im Hostel kennengelernt hat. Wir gehen in ein Restaurant in der muslimischen Straße, essen Baozi, Kürbis-suppe und süßsaures Schweinefleisch und unterhalten uns über dies und das. Manchmal ist es wirklich schwierig, dem Redetempo der beiden Nordamerikaner zu folgen! Nach dem Essen schlendern wir zurück und beobachten das Treiben auf den Straßen...

Essen in der muslimischen Straße


Die Terrakotta-Armee


Warten auf den Bus zur Terrakotta-Armee
Nun ist es also soweit! Zwei Wochen bevor ich Xi'an verlasse, fahre ich zur Terrakotta-Armee . Es fühlt sich an wie eine Verpflichtung, etwas skeptisch aber nicht mehr widerwillig mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof, von wo aus Bus Nr. 306 zur wohl berühmtesten Sehenswürdigkeit Chinas fährt. Mich erwartet eine Riesenschlange, sicherheitshalber frage ich das letzte Mädchen und komme so mit ihr in's Gespräch. Sie spricht gut Englisch, ist auf dem Weg nach Hause und überrascht darüber (bzw. eher besorgt), daß ich ganz allein unterwegs bin. Ich erkläre ihr, daß ja eigentlich nicht viel passieren kann - ich steige in den Bus ein, er bringt mich direkt an's Ziel und es wird außer mir ja noch viele andere Menschen geben. Ausländer sehe ich zwar zunächst nur wenige, aber später werden es so viele sein. Aber so denken eben die (meisten) Chinesen...

Diese Ansicht relativiert sich noch um ein Vielfaches, als Brooke sich neben mich setzt. Ihren Namen erfahre ich eigentlich erst, nachdem wir wieder aus dem Bus ausgestiegen sind, aber auf der Fahrt erzählt mir die Amerikanerin aus Seattle von ihrer neunmonatigen Reise, die sie bis jetzt durch Indonesien, Singapur, Vietnam, Hongkong geführt hat, zeigt mir Photos. Sie ist allein unterwegs und wird nach ihrem Aufenthalt in China weiter in die Mongolei, nach Rußland und einige Länder in Ost- und Westeuropa reisen. Wow... Ich bin beeindruckt, höre ihr gespannt zu. Vietnam!

Nach ungefähr einer Stunde Busfahrt kommen wir an und als wir ausgestiegen sind, stellt Brooke mich ihren beiden Begleiterinnen vor, die sie im Hostel kennengelernt hat und die weiter vorn im Bus gesessen hatten. Mutter und Tochter, auch US-Amerikanerinnen und meine netten Begleiterinnen für den Nachmittag. Auf dem Parkplatz stehen viele Busse und man kann die ersten Ausländer sehen...

Ausgrabungen in Halle II


Nachdem wir unsere Tickets gekauft haben, gehen wir zunächst durch einen Park und entscheiden uns dann, zuerst in das Museum zu gehen und vorab einige Informationen zu bekommen. Wir gelangen danach eher zufällig in die zweite Halle - es gibt insgesamt drei. Hier bekommt man beim Blick von oben auf die Grabkammern einen ersten Eindruck; allerdings sind viele der Krieger und das Zubehör zerstört. Man hat dies bei den Ausgrabungen schon so vorgefunden. Trotzdem - ich bin beeindruckt... Von den Ausmaßen, der Liebe für's Detail sowohl bei den Erbauern als den Archäologen und in diesem Moment weiß ich, daß es sich absolut gelohnt hat, hierherzukommen.

In der dritten Halle gibt es in den Gruben weniger Figuren, alles wirkt übersichtlicher. Wir sind gespannt auf Halle I, die Hauptattraktion, schauen uns aber auf dem Weg dorthin noch im Panoramakino einen wirklich gut gemachten Film über die Entstehung des Mausoleums an. Und dann ist es soweit. Wir betreten Halle I und sind einfach nur überwältigt. Wir haben uns das Beste für den Schluß aufgehoben! Vor uns stehen, aufgeteilt in Gruben, über tausend Krieger aus Terrakotta, hohl und jeweils im Stück gebrannt. Jeder der Hohlkörper hat einen anders gestalteten, aufgesetzten Kopf, dessen Gesichtsausdruck sich bei keinem der anderen wiederholt; die eingesetzten Hände sind unterschiedlich von Figur zu Figur. Die dazugehörigen Pferde haben so feingestaltete Ohren und Nüstern - man könnte meinen, lebendige Tiere hielten nur für einen Augenblick inne und würden gleich weitertraben. In aller Ruhe schauen wir uns die gesamte Armee an - einst als Grabbeigabe eines größenwahnsinnigen Kaisers geschaffen und heute berechtigter Anziehungspunkt für Menschen aus aller Welt. Ein Besuch lohnt sich - und sei es bei den reisenden Terrakottakriegern in Europa!

Die Terrakottakrieger einmal anders

Samstag, 18. August 2007

Sangría

Sangría
Auf diesen Abend haben wir lange gewartet! Zumindest, seit Aurora und Enric uns irgendwann in dieser Woche zum Sangría-Trinken eingeladen haben. Lorrain fliegt morgen nach Peking, also ist es auch ein bißchen wie eine Abschiedsparty. Die Sangría ist köstlich und noch viel besser ist Auroras Tortilla. Hmm, wie habe ich das vermißt! Erinnerungen an Lille werden wach... Wir verbringen einen schönen Abend in gemütlicher und lustiger Runde.

Fröhliche Franzosen


Montag, 13. August 2007

In 100 Minuten mit dem Fahrrad um die Mauer


Lily, Lorrain und Timo
Heute wollen Timo, Lorrain und ich auf der Stadtmauer Fahrradfahren. Lily entscheidet sich spontan, auch mitzukommen und wir fahren mit dem Bus zum Südtor. Als wir die Fahrräder mieten, gibt es eine interessante, irgendwie typische Situation. Vier Italiener wollen mit der kleinen Bahn einmal um die gesamte Mauer fahren und fragen, wie teuer das ist. Die Verkäuferin sagt schlicht und einfach "No" und dreht sich weg. Ohne jegliche Erklärung! Ich sehe ein Schild, auf dem steht, daß auf Teilen der Mauer gearbeitet wird und sage es ihnen, bitte Lily, ihnen zu helfen. Und frage mich, woher diese Reaktion rührt. Ist es Verlegenheit?

Nachdem wir unsere Fahrräder bekommen haben, fahren wir gemütlich los, machen ab und zu Halt, photographieren, fahren stückchenweise sehr schnell. Als wir am Nordtor ankommen, hat schon die Dämmerung eingesetzt. Es wird dunkel und wir genießen den Blick auf tausende von Lichtern. Ein lauer Wind weht über Wir erreichen das Westtor und endlich werden auch die Laternen angezündet. Wir kommen nach fast genau 100 Minuten wieder am Südtor an - das ist die Zeit, für die wir bezahlt haben, 20 Yuan.

Nach unserer Fahrt sind wir sehr hungrig und gehen in Lilys Lieblingsrestaurant, bestellen das Gleiche wie immer. Timo und Lorrain kennen es noch nicht und sind begeistert. An diesem Abend bin ich wirklich sehr müde, nachdem wir mit dem Taxi nach Hause gefahren sind.


Timo, Lily und ich


Sonntag, 12. August 2007

Auf der Suche nach Kaisergräbern


'Baumärkte'

Auf dem Stadtplan sind im Norden mehrere Kaisergräber eingezeichnet. Ich fahre mit dem Bus 46 bis an die Endhaltestelle, was fast eine Stunde dauert und wundere mich etwas darüber, daß ich direkt vor einem riesigen Einkaufszentrum aussteige. Schon auf dem letzten Stück der Fahrt waren wir an unzähligen Geschäften für Baumaterialien und Farben vorbeigekommen, über mehrere Kilometer zogen sie sich an der Straße entlang. Diese Ausmaße finde ich beängstigend...

Ich stelle fest, daß die Busendhaltestelle weiter nördlich verlegt worden ist, der Stadtplan nicht aktuell ist. Wahrscheinlich ist er gar nicht mal so alt - aber in China wird gebaut und gebaut und die Dinge ändern sich schnell. Also laufe ich zurück, kann einen genaueren Blick auf die "Baumärkte" werfen und mit Hilfe des Stadtplans finde ich die kleine Seitenstraße, die zu einem der Gräber führen soll. Das Grab allerdings finde ich nicht - alles ist zugebaut und irgendwann laufe und laufe ich durch ein riesiges Gebiet, in dem Holz und andere Baumaterialien gelagert werden. Es ist anders als erwartet, aber interessant, ich mache viele Photos.

Während ich so vor mir herlaufe, hält plötzlich neben mir ein Motorrad. Der Fahrer spricht mich ziemlich plump in schlechtem, fast unverständlichem Englisch an. Ich gebe ihm auf Chinesisch zu verstehen, daß ich mit dem, was er sagt, nicht viel anfangen kann - obwohl mir durchaus klar ist, daß er mich fragt, was ich denn (ausgerechnet) hier mache, ob ich den Weg nicht finde... Diese dummen Ausländer aber auch! Vielleicht ist es ja nett gemeint, aber schon wieder wie ein kleines Kind behandelt zu werden, nervt in diesem Moment einfach. Würde er ganz normal fragen, okay. Aber er setzt ja schon voraus, daß ich mich verlaufen habe! Ich sage ihm, daß ich weiß, wo ich bin und dem ist ja auch so. Er dampft im wahrsten Sinne des Wortes ab und ich kann in Ruhe weitergehen.

Bald komme ich in eine kleine Straße mit vielen kleinen Geschäften, die mich wieder auf die Hauptstraße führt. Von dort nehme ich ein Taxi, zeige dem Fahrer das nächste Grab, die Hanyuan-Anlage. Und, tatsächlich, er kennt es, bringt mich direkt dort hin. Es gibt einen Ticketschalter, aber weit und breit ist außer der Verkäuferin niemand zu sehen. Ich zeige ihr meine Karte, sie läßt mich hinein. Zuerst laufe ich über ein riesiges Feld Nichts und frage mich, ob es das schon sein soll. Plötzlich sehe ich im Hintergrund riesige Baugerüste und als ich näher komme, sehe ich, daß man hier dabei ist, eine Kaiserstadt zu bauen. Wie originell... Und wie fast immer in China - nicht original! Das alles wird geschmückt von einer Reklametafel für die Olympischen Spiele 2008 in Peking.

Kaiserlich

Ich gehe um das Monstrum herum, es ist heiß und ich ärgere mich, daß ich nichts zu Trinken mitgenommen habe. Ich bin allein und es ist so ruhig, daß es schon unheimlich ist. Hinter dem riesigen Bau ist ein grün bewachsener Hügel, hier sieht es richtig schön aus, es blühen sogar Blumen. Und nun sehe ich auch ein Ausstellungszentrum, sozusagen im Hügel, gefördert von der UNESCO und als Freundschaftsprojekt finanziert von Japan! Innen frage ich zunächst, ob ich irgendwo etwas zu trinken kaufen kann und bekomme freundlicherweise einfach so einen Becher Wasser und einige Informationen auf Chinesisch, die ich nicht genau verstehe. Nur, daß es ein Stückchen weiter noch etwas zu sehen gibt. Hier kann man im Inneren des Hügels Ausgrabungsstätten besichtigen, im zweiten Teil sind dann die Funde ausgestellt. Ich bin beeindruckt, als ich die Buddha-Figuren, goldene Türklopfer, Münzen und Schmuck sehe.

Einer der Funde
Ich verlasse das Museum, gehe über die Baustelle zur Straße zurück und fahre nach Hause. In einem Restaurant in der Nähe der Bushaltestelle kaufe ich Rührei mit Tomaten und gebratene Auberginen, die Angestellten sind überrascht und können ihren Blick nicht von mir wenden ;o) Ich nehme das Essen mit nach Hause, mache Pläne für den Abend. Zuerst bin ich mit Nu Yin Xiu und Birgit zum Essen verabredet und ich hoffe, daß die anderen danach noch Lust haben, in die Jazzbar zu gehen. Nu Yun Xiu lädt einen Norweger ein, sich uns anzuschließen und er kommt etwas später in's Restaurant. Nach dem Essen fahren wir zur Bar, die anderen kommen später nach und wir haben einen schönen Abend.


In der Jazzbar

Freitag, 10. August 2007

Koreanisch


Timo, Enric, ich, Lily, Aurora und Lorrain
Heute Abend treffen wir uns in einem koreanischen Restaurant, das Lorrain entdeckt hat. Erfreut stelle ich fest, daß man hier grillen kann - das heißt, das in der Mitte des Tisches ein runder Grillteller steht, auf dem man die Zutaten selbst brät. Wir bestellen verschiedene Sorten Fleisch, Gemüse, Pilze und Meeresfrüchte und dazu eine Flasche Wein. Das ist Lorrains Idee, ich bin etwas skeptisch und als ich trotz allem den Wein koste, schmeckt er einfach nur nach süßem Saft. Die anderen sind ebenso enttäuscht, aber Lily mag und trinkt ihn.

Koreanischer Grill

Donnerstag, 9. August 2007

Spaziergang um den Block


In einem Park
Heute beschließe ich, nach dem Unterricht ein bißchen meine neue Umgebung zu erkunden. Auf dem Stadtplan habe ich gesehen, daß in der Nähe einige Grabanlagen sind. Also laufe ich von zu Hause aus in Richtung Süden, komme an großen Einkaufszentren für Möbel vorbei und finde mich schließlich in einem Park wieder. Hier müssen eigentlich die Gräber sein, aber ich kann nichts entdecken. Statt dessen gibt es hier viele Menschen, die Sport treiben oder spazierengehen, sich unterhalten oder mit ihren Kindern spielen.

Ich genieße für eine Weile diese entspannte Atmosphäre und gehe dann wieder zurück. Ich komme durch eine kleine Straße mit kleinen Geschäften, in denen geschweißt und gehämmert wird, es ist staubig und riecht nach Metall. Später sehe ich einen großen Park mit vielen Bäumen, in den ich irgendwann unbedingt zurückgehen möchte.

Schon fast wieder zu Hause angekommen, biege ich in eine kleine Seitenstraße und entdecke hier viele Händler, die an kleinen Ständen kochen oder Gemüse verkaufen, außerdem gibt es kleine Geschäfte, in denen man wahrscheinlich alles kaufen kann, was das Herz begehrt. Ich bleibe an einem Grill stehen und kaufe ein paar Lammfleischspieße und Bier, schaue fasziniert einer Frau zu, die in kleinen Töpfen etwas kocht. Ab und zu öffnet sie den Deckel und ich sehe eine Art Suppe mit Nudeln, daneben braten meine und andere Spieße. Ich nehme das Essen mit nach Hause.

Montag, 6. August 2007

Überraschung am Montag


Vivika beim Barbecue

Heute beginnt schon die fünfte Woche. Ab jetzt habe ich nur noch vier Studenten am Vormittag und den Nachmittagsunterricht montags und dienstags statt am Ende der Woche. Kurz vor Schluß bekomme ich eine sms von Vivika, auf dem Rückweg von Chengdu macht sie noch einmal in Xi'an Halt. Wir verabreden uns zum Abendessen und nach dem Unterricht fahre ich mit dem Taxi in's Zentrum.

Wir laufen vom Trommelturm durch die muslimische Straße, unser Ziel ist ein Barbecue-Restaurant, das ich vor einiger Zeit entdeckt hatte und in das wir noch unbedingt gehen wollten. In dem Lokal arbeiten nur Frauen, überrascht und erfreut schauen sie uns an. Wir beginnen zu bestellen, das ist auf Chinesisch nicht schwer - aber die Frauen beginnen, uns alle Zutaten zu zeigen. Wir bestellen von jedem etwas - Rindfleisch, dünne Kartoffelscheiben, Auberginen, Pilze, Garnelen, Tintenfisch usw. ... Nun kommt doch ein Junge, er bringt heiße Kohlen und legt sie unter eine Metallplatte, auf der später gegrillt wird. Die Kellnerin, ein junges Mädchen, das auch Englisch spricht, schmiert die Platte mit einem Stück Fett ein; später legt sie die ersten Zutaten darauf. Alles brutzelt langsam vor sich hin.

Irgendwann sind wir auch soweit, daß wir die Frauen davon überzeugen können, daß wir das auch allein können (obwohl wir ja Ausländer sind ;o) - und das macht auch viel mehr Spaß. Das Essen schmeckt wirklich sehr gut, die Atmosphäre ist nett. Wir sitzen zwar im Restaurant, aber fast auf der Straße, da es offen ist. Daher bleiben ab und zu Leute stehen und beobachten uns, und auch die Frauen werfen uns manchmal einen Blick von weitem zu.

Nach dem Essen schlendern wir zurück und Vivika nimmt ein Taxi zum Hostel. Sie wird heute Nacht wieder nach Tianjin fahren.

Köstlichkeiten brutzeln vor sich hin


Und wieder Wochenende


Abendessen mit Lily's Onkel
Am Samstag-Nachmittag bin ich in der Schule. Für den Abend haben wir uns verabredet und wollen in die Jazzbar gehen, von der Sophie gehört hatte. Lily fragt mich spontan, ob wir mit ihrem Onkel essen gehen und dieses Treffen wird eine typisch chinesische Angelegenheit. Wir sitzen in einem sehr schönen Restaurant, in einem sehr geschmackvoll eingerichteten Einzelzimmer. Der Onkel kommt mit zwei Kollegen von der Uni und sie bestellen massenweise Essen, viel zu viel. Wie immer... Und, sie trinken, was das Zeug hält. Auch das ist ja nichts Neues. Ich habe eigentlich das Gefühl, daß ich genauso viel Bier trinke wie sie, nur nicht im Hauruck-"auf-ex"-Verfahren - so sind sie am Ende sturzbetrunken und ich wundere mich, wie das sein kann... Dummes Gerede - tut mir leid, anders kann ich es nicht nennen - und ich hoffe, es ist bald vorbei.

Ich bekomme eine sms von Aurora - sie schreibt, sie kann nicht mit in die Bar kommen. Oh... Also sitzen wir bis gegen 23 Uhr mit diesen Männern, die uns dann auch noch überreden wollen, mit ihnen in eine Bar zu gehen. Flehend schaue ich Lily an, sage ihr, daß ich lieber junge, attraktive Männer - Ausländer? - sehen möchte und kann sie am Ende überreden, mit mir in die Bar zu gehen.

In der Jazzbar
Als wir die Jazzbar betreten, ist sie relativ leer. Es gibt eine Bühne, auf der drei Musiker spielen und bei dieser Musik durchfährt mich ein Gefühl von Glück. Wir setzen uns und klatschen laut, als das erste Lied vorbei ist. Der Saxophonist lächelt erfreut zu uns hinüber, das gleiche wiederholt sich nach den nächsten Stücken. Als sie mit dem Spielen fertig sind, kommt er an unseren Tisch und wir unterhalten uns sehr gut. Er heißt Kevin, ist sehr nett - ehrlich gesagt bin ich sehr überrascht, als er mir sagt, daß er Amerikaner ist. Kevin lebt seit fünf Jahren in China, zuerst war er in Shanghai und hat dann die GroovZ-Bar in Xi'an aufgemacht. Danke dafür...

Mein neues Zimmer
Am Sonntagnachmittag ziehe ich um. Lily hilft mir, und als wir gerade aus dem Tor gehen, hören wir eine Stimme. Es ist der Wächter, der schreit und sehr böse aussieht. Ich sage, daß wir einfach weitergehen, ein Taxi anhalten und losfahren. Aber Lily läßt sich auf den Mann ein, geht zurück. Und ich stehe da mit dem schweren Gepäck... Später erklärt sie mir, daß der Mann dachte, wir seien Diebe. Er ist so wütend! Ich gehe wieder hinein, ziehe Lily förmlich aus seinem Zimmerchen. Sie muß etwas unterschreiben und nun sind auch wir beide wütend. Später können wir eigentlich nur noch darüber lachen - eine Ausländerin, die am hellichten Tag zusammen mit ihrer chinesischen Komplizin einen Rucksack, eine Plastikschüssel mit Kleiderbügeln und andere kleinere, gut gepackte Taschen bzw. Tüten klaut!

Wir fahren mit dem Taxi zuerst zur Schule, um Lao Su abzuholen. Noch denke ich, es ist wegen des Schlüssels und verstehe eigentlich nicht ganz, warum den nicht Lily hat. Als wir vor dem Tor der Wohnanlage halten, kommt mir alles irgendwie bekannt vor. Ich glaube, daß hier der ältere Deutsche gewohnt hat, und als wir dem Haus näher kommen, bin ich mir fast sicher - als wir die Wohnung betreten, weiß ich es. Zunächst wird mir - ich habe mein Gepäck noch nicht abgestellt - als erstes erklärt, wie ich in den verschiedenen Zimmern das Licht anschalten kann. Als ich nach den wichtigen Dingen frage (z.B., wie das heiße Wasser funktioniert), werden mir weitere Lichtschalter erklärt. Aha...

Die Wohnung ist eigentlich okay, aber alles ist so zugemölt und ich spüre, daß ich mich hier nicht zu Hause fühlen werden kann. Es ist komisch zu wissen, wer hier eigentlich wohnt - und das Gefühl zu haben, daß sie eigentlich gar nicht richtig ausgezogen sind und die ganze Angelegenheit eher eine Notlösung zu sein scheint. Ich bin glücklich, als ich entdecke, daß ich in meinem Zimmer einen Computer mit Internetanschluß habe, muß aber erst alles zusammenbasteln und den Hauptstecker so in bzw. an der Steckdose befestigen (mit Klebestreifen), daß der Computer dauerhaft Strom hat. Ich hoffe, daß ich das überlebe...

Den Nachmittag verbringe ich damit, sauberzumachen - was wirklich nötig aber nicht überall möglich ist. Überall stehen Staubfänger... Ich versuche auch, es mir etwas gemütlich zu machen, hänge Karten an die Wände, zünde ein Räucherstäbchen aus dem Tempel an und stelle meine Bücher auf den Schreibtisch. Und warte gespannt darauf, daß Lily mit meinem neuen Mitbewohner ankommt.
Es ist schon relativ spät, als es an der Tür klingelt. Da Timo, so heißt der neue Chinesischstudent aus Stuttgart, sehr müde ist, gehen Lily und ich allein in ein sehr nettes Sichuan-Restaurant um die Ecke. Wir bestellen, das Essen ist scharf und Mao schaut uns von der Wand herunter zu.



Samstag, 4. August 2007

Bergfest


Zheng Feng Kong, Wu Yujie, Wang Yijie, Dou Wen Fan, Kong Ru Xue, Tian Yan, Su Lingzhe, Zhang Qing

Gestern Abend habe ich meine Besucher am Bahnhof verabschiedet - Jing und ihr Bruder sind nach Hause, Vivika nach Chengdu gefahren. Und heute sind schon vier Wochen herum, die erste Hälfte meiner Zeit in Xi'an. Einige Studenten werden den Kurs beenden, vier machen weiter. Am Abend organisiert die Schule eine Party - es gibt einen großen Raum, der geschmückt ist und in dem Snacks und Getränke stehen. Nach und nach erscheinen Lehrer und Studenten, nehmen Platz, kommen in's Gespräch. Julia und Sophie sind nicht da, sie sind nach Chengdu gefahren. Meine Mädchen sind aufgeregt, ich motiviere sie, mit den anderen Deutschen zu sprechen. Enric und Lily haben Spiele vorbereitet und die Studenten haben viel Spaß. Aber so richtig gut wird es eigentlich erst, nachdem alle gegangen sind, Enric eine Karaoke-DVD einlegt und wir singen. That's the real party!

Birgit, Aurora, Enric, Lily und KTV