Am Donnerstag-Nachmittag verlasse ich Bazhou. Jings Mutter ist traurig, glaube ich... Und Jing? Aufgeregt. Sie wird in Deutschland studieren! Sie fliegt nur zwei Tage nach mir und ich werde sie irgendwann, irgendwo in Europa wiedersehen.
Ich fahre mit dem Bus nach Shijiazhuang, das dauert ungefähr drei Stunden. Shijiazhuang ist die Hauptstadt der Provinz Hebei, in der zumindest geographisch auch Tianjin liegt. Ningning wird mich abholen, und während ich mich beim Aussteigen noch frage, wo sie wohl auf mich warten wird, lacht mir ihr freundliches Gesicht schon entgegen. Sie ist noch hübscher - ist sie? Und wieder fühle ich mich, als hätte ich auch sie nur ein paar Tage oder Wochen nicht gesehen. Ich bin so glücklich.
Wir gehen zum Bahnhof, damit ich mir eine Rückfahrkarte kaufen kann. Hand in Hand, die ganze Zeit... Dann fahren wir mit dem Bus zu Patricks Uni. Er muß noch arbeiten, gerade kommen die neuen Studenten und er ist für eine Klasse verantwortlich. Und plötzlich, nachdem wir ausgestiegen und über eine Brücke gelaufen sind, steht er einfach so vor mir. Ich lasse förmlich alles fallen und möchte gar nicht mehr aufhören, ihn zu umarmen.
Mit drei seiner Kollegen essen wir ein vorzügliches Abendbrot und fahren dann nach Hause. Ningning und Patrick haben im Mai geheiratet und eine neue Wohnung gekauft. Sie gefällt mir. Da wir alle sehr müde sind, gehen wir relativ früh in's Bett.
Und stehen am Freitag-Morgen schon vor um sechs wieder auf... Patrick muß in die Uni und da er keine andere Möglichkeit sieht, wie ich später allein dorthin kommen soll, muß ich gleich mit. Dort angekommen, in einem Wohnheimzimmer, surfe ich ein bißchen im Internet, schlafe und mache einen kleinen Spaziergang. Patrick holt mich ab und wir essen zu zweit Mittag. Und reden und reden. Es gibt so viel zu erzählen, wir tauschen so viele Gedanken und Ideen aus und fühlen uns wohl beide in diesem Moment näher als je zuvor.
Und dann soll ich seine Klasse unterrichten. 48 Schüler! Englisch. Ich habe zwei Spiele vorbereitet und teile die Gruppen, leider ist der Raum nicht wirklich gut geeignet. Aber es ist ganz nett, so nach und nach tauen die meisten auf. Und machen heimlich Photos von mir...
Nach dem Unterricht holt Ningning uns ab und wir gehen zu Freunden. Sie wirken sehr jung und haben einen kleinen, entzückenden Sohn. Ningning und ich gehen auf den Markt und kaufen verschiedene Zutaten, um später zu kochen. Und es gibt genau mein Lieblingsessen.
Am Samstag gehen Ningning und ich in den "Wasserpark", Patrick muß arbeiten. Es wird ein netter Ausflug mit Zuckerwatte, Riesenradfahren und Zielwerfen, bei dem ich ein Plüschtier gewinne. Danach gehen wir in eine der riesigen Einkaufstraßen und treffen später Patrick in einem Elektronikmarkt. Hier sind überall so viele Menschen unterwegs...
Nachdem wir uns schon unterwegs mit Tintenfischspießen gestärkt haben, genießen wir am Abend zusammen das langersehnte Barbecue. In jeder E-Mail hatten wir davon geschwärmt und wußten nicht, wann es soweit sein würde. Glücklich schlafe ich an diesem Abend ein.
Sonntag ist schon der letzte Tag. Wir kochen Feuertopf und während Ningning und Patrick die Zutaten dafür auf dem Markt kaufen, packe ich meine Sachen. Dann bereiten wir gemeinsam das Gemüse vor, stellen außerdem Fleisch und Krabben auf den Tisch. Ein Freund kommt vorbei und ißt mit uns. Hmm, viele Teller mit verschiedenen, ganz frischen Zutaten. Es ist so lecker!
Und dann muß ich los. Wir fahren mit dem Bus zum Bahnhof und verabschieden uns. Diesmal bin ich nicht traurig, es fühlt sich nicht so ungewiß an wie beim letzten Mal. Bin ich doch so schnell wieder nach China gekommen! Und sind wir uns immer noch und wieder so nah.
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